Komitee für Igelschutz e.V. Hamburg
Gemeinnütziger Verein für Tier- Arten- und Umweltschutz Die geschichtliche Bedeutung der Weinbergschnecke und ihre von Anne Dieterle und Dr. Thomas Bücher Den Verzehr essbarer Schnecken nimmt man schon seit prähistorischen Zeiten an. Für die frühen Jäger und Sammler stellten sie eine willkommene eiweißreiche Mahlzeit dar. Auch Griechen, Phönizier und andere vorrömische mediterrane Kulturen verzehrten sie. Die Bedeutung essbarer Schnecken in der Römerzeit ist aus zahlreichen Ausgrabungsstätten antiker Küchenabfälle auf dem ganzen Gebiet des ehemaligen römischen Imperiums dokumentiert. Die Römer liebten sie in Milch eingelegt wegen ihrer anregenden Wirkung. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass mit der Ausbreitung des römischen Imperiums viele Schneckenrezepte auch in die entlegensten Provinzen gelangten. Im europäischen Mittelalter erhielt die Schnecke besondere Bedeutung, da sie nach der Definition der Bibel weder Fisch noch Fleisch darstellt und deshalb auch während der Fastenzeit verzehrt werden durfte. Auf diese Weise kam es zur Entstehung einer Vielzahl von Schneckenrezepten vor allem in der Umgebung französischer Klöster. Zu Napoleons Zeiten gab man die eingedeckelten Winterschnecken als natürliche Konserve den Soldaten als eiserne Ration mit auf den Weg nach Moskau. Heute sind Schnecken allein schon deshalb ein ausgesuchtes Gericht, weil durch die Jahrhunderte lange massenhafte Absammlung der Weinbergschnecken diese ziemlich selten geworden sind. In Deutschland steht sie deshalb auf der Roten Liste. Bei den meisten heute verkauften Exemplaren handelt es sich entweder um das gezüchtete Produkt von Schneckenfarmen oder um Importe aus Ost- und Südeuropa. Weinbergschncekcn können bis zu 7 Jahre alt werden. Es sind sogar Exemplare bekannt, die deutlich älter wurden. Mit Anbruch der kalten Jahreszeit beginnen sie, sich auf die Überwinterung vorzubereiten, indem sie sich einen Vorrat anfressen. Von September bis Oktober wird eine Höhle ins Erdreich gegraben, in welche sie sich zurückziehen, um sie anschließend mit Moos und Rasen zu verschließen. Ist dies geschehen, zieht sich die Schnecke in ihr Haus zurück und bildet mit dem Mantel ein Schleimhäutchen, das sogenannte Epiphragma. Es wird durch Einlagerung von Kalk, den die Schnecke während des Sommers in ihrem Körper gespeichert hat, zu einem etwa 1 mm starken Kalkdeckel verstärkt. Manchmal bildet die Weinbergschnecke nicht nur einen, sondern in kurzem Abstand gleich mehrere Deckel, so dass ein System von luftgefüllten, isolierend wirkenden Kammern entsteht. Nicht selten kriecht eine größere Anzahl Schnecken in ein Loch oder an eine andere geschützte Stelle. Auch dieses Verhalten ist wohl als zusätzliche Wärmeisolation zu verstehen. Im Verlauf der Überwinterung nimmt das Gewicht der Schnecke um etwa 10 Prozent ab. Dabei ist der Gewichtsverlust um so größer, je kälter das Außenklima wird. Bei der Überwinterung der Weinbergschnecke handelt es sich um eine Winterstarre, da die Körpertemperatur des wechselwarmen Organismus sich der Außentemperatur anpasst. Deshalb erstarrt die Schnecke bei einem Wert von unter 7o C. Die Schnecken würden erfrieren, würden sie sich nicht gegen den Winterfrost schützen. Wenn es im Frühjahr wärmer und feuchter wird, öffen die Schnecken ihren Kalkdeckel und werden wieder aktiv. Dazu muß die Umgebungstemperatur mindestens auf über 8o C zunehmen. Die Weinbergschnecken haben nun seit Beginn der Winterstarre einiges an Gewicht, hauptsächlich durch Wasserverlust, verloren, welches es zu kompensieren gilt. Dadurch sind sie kurz nach der Winterstarre besonders empfindlich gegen Kälte und Trockenheit. Bei guten Nahrungsverhältnissen ist das Gewicht der Weinbergschnecke nach etwa 4 - 6 Wochen wieder ausgeglichen. |
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