Komitee für Igelschutz e.V. Hamburg
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Das "Renner-Syndrom" beim Igel

Das sogenannte "Renner-Syndrom" beim Igel zeigt sich deutlich dadurch, dass er stereotyp immer die gleiche Strecke in seinem Gehege auf- und ab läuft, bis schließlich auf dem Fußboden eine feine Blutspur zu sehen ist.

Schon der Zoologe Dr. Walter Poduschka hat diese "so genannten Stereotypläufe" beschrieben. Sie finden sich häufig bei gefangenen Tieren als eine Art nervösen Gefangenschaftskollers, der sich bei verschiedenen Tieren in unterschiedlicher Weise auswirken kann. Man kann dieses Verhalten oft im Zoo z.B. beim Elefanten (stundenlanges hin- und herbewegen desKopfes) sowie auch bei Tigern (ruheloses auf- und abgehen am Gitter) sehen.

Bei einzelnen Igeln in Gefangenschaft kann man beobachten, dass sie nächtelang hunderte Male dieselbe Laufstrecke hin- und herziehen, immer an derselben Stelle umkehren und von neuen beginnen.
Der Igel hinterläßt dabei bald auf dem Fußboden ein Band von feinen Blutspuren, das aus unzähligen Einzelpünktchen besteht, was auf ausgelegtem Zeitungspapier gut zu sehen ist. Die Ursache sind meistens nur winzige Haarrisse an den Fußballen. Manchmal ist sogar die Nase in Mitleidenschaft gezogen, wenn sie bei der Kehrtwendung an der Wand entlang schleift und dabei verletzt wird.

Beobachtungen in Igelstationen in Hannover und Hamburg bestätigen die Vermutung von Dr. Poduschka, dass die Igel dabei anscheinend keinen Schmerz verspüren bzw. dass der Laufzwang diesen überlagert. Auch der wie ein hoffnungsloser Ausbruchsversuch anmutende Verhaltenskomplex ist dem Tier sicher nicht so bewußt. Der gesamte Verhaltenskomplex läuft zwanghaft und scheinbar sinnlos ab. Man kann die Stereotypie nur dadurch unterbrechen, indem man einige Gegenstände (z.B. Steine, umgedrehte Tonschalen, Schachteln, Schlafhaus) immer genau in seinen Weg legt, an die er dann stößt bzw. wo er stutzt, zu abweichender Bewegung veranlaßt und wird schließlich das Rennen aufgibt. Abhilfe kann auch ein größeres Gehege oder ein anderer Schlafkarton schaffen.

Behandlung :

Eventuelle typische Krankheitssymptome als Ursache sollten in diesem Zusammenhang vorher abgeklärt werden. Eine gewisse nervöse Unruhe findet sich erfahrungsgemäß bei Igeln durch Darmparasiten. Sie können an Kokzidiose leiden oder vom Saugwurm befallen sein und noch keine entsprechende Behandlung erfahren haben. Dies müßte in einem solchen Falle durch eine Kotuntersuchung (Kot von 3 Tagen) abgeklärt oder im Notfall prophylaktisch behandelt werden. Gegen Kokzidien werden bei Altigeln (Appertex von Jensen einmalig 500g-Igel = 1 Tablette) oder bei Jungigeln Sulfonamide verabreicht (Kepinol-Saft für Kinder aus der Apotheke, verschreibungspflichtig) 0,1 ml pro 100 g Körpergewicht, 5 Tage verabreichen, 5 Tage Pause und wieder 5 Tage ins Mäulchen gegeben. Gegen den Saugwurm ist Praziquantel (Droncit von Bayer) wirksam (wirksam(0,05 ml pro 100 g Körpergewicht injiziert).

Weiter Empfehlung :

Wenn der Igel nach Behandlung der Innenparasiten noch ständig Unruhe zeigt, wird an drei aufeinander folgenden Tagen Vitamin B-Komplex aus der Ampulle (Apotheke) / 0,1 ml pro 100 g Körpergewicht injiziert.
Durchgelaufene Ballen sind täglich mit Betaisodona oder Wundheilsalbe einzureiben. Die Füße können auch zum Schutz und zur besseren Abheilung mit Hansaplast-Polsterstreifen umklebt werden.
Man kann auch nachts über eine Schaltuhr zeitweise Licht in seinem Gehege an- und ausschalten. Sobald es hell wird, unterbricht der Igel sein Laufen und geht in den dunklen Schlafkarton. Die Schaltuhr müßte folgendermaßen eingestellt werden: 1/4 Stunde "Licht an", 1/2 Stunde "Licht aus", 1/4 Stunde "Licht an" usw. Nach 3 bis 4 Tagen sollte der Igel danach nicht mehr rennen.