Komitee für Igelschutz e.V. Hamburg
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Das Erwachen der Igel nach dem
Winterschlaf im Garten

Hinweise zur Pflege von Igeln nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf im Garten sowie Empfehlungen zum Bau eines Freigeheges für Igel

Das Erwachen :

Beobachtungen haben ergeben, dass die Gartenigel in ihren Unterschlüpfen wesentlich später erwachen, als bisher angenommen wurde. Die ersten Igel erscheinen draußen je nach Witterung Anfang April bis Mitte Mai. Bis ein Igel nach dem Winterschlaf wieder voll aktiv ist, das heißt, die Körpertemperatur von 5 Grad auf 36 Grad hochgefahren hat, dauert es ca. 8 Tage. Während dieser Aufwachphase benötigt er vorwiegend Wasser, was im Garten schon ab März (ohne Frost) in Vogeltränken bereitgestellt werden sollte. Diese sind regelmäßig zu säubern.

In der Nähe eines Winterschlafplatzes wäre es sinnvoll, ein Futterhaus (54 cm breit, 40 cm tief und 25 cm hoch) mit einer Schwingklappe im Eingang aufzustellen. Siehe hierzu unsere Info-Blätter: "Baubeschreibung für Igelfutterhäuser" sowie "Baubeschreibung eines Durchgangs für Igel (Igel-Schwingklappe)"
Der Boden des Futterhauses wird mit Zeitungspapier ausgelegt, welches je nach Verschmutzung täglich gewechselt wird. Dadurch können sich keine Bakterien ausbreiten.

Fütterung nach dem Winterschlaf:

In das Futterhaus wird Anfang April eine Schale mit Igeltrockenfutter gestellt, um festzustellen, ob Igel schon wach sind. Wenn einzelne Igel schon Aktivität zeigen, ist es angebracht, Katzenfutter (Fisch oder Geflügel) zusammengemischt mit Igeltrockenfutter anzubieten, da die April- und Maitage je nach Witterung oft noch sehr insektenarm sind.

Beobachtung:

Sollte nach dem Winterschlaf der erste ausgeschiedene Kot, welcher schwarz und breiig aussieht, auf dem Papier im Futterhaus liegen, ist dies kein Grund zur Besorgnis.
Wenn allerdings Tage danach der Kot grün und glitschig wirkt, kann der Igel Innenparasiten haben. Es wäre dann die Überlegung wert, eine Igelstation um Rat zu fragen. Auch kann der im Garten lebende Igel husten. Dann hat er sicher Lungenwurmlarven, welche sich im Körper durch den Verzehr von Schnecken und Regenwürmern angereichert haben können. Hier wäre auf alle Fälle eine Behandlung besonders bei Alttieren durchzuführen. Allerdings muß dringend darauf geachtet werden, dass weibliche Igel in den Monaten Juni bis September nicht eingefangen werden dürfen, da sie trächtig sein können.

Wir empfehlen, den Gesundheitszustand des Gartenigels generell zu beobachten, wenn man dazu die Möglichkeit hat. Bei Verletzungen, Abszessen zwischen den Stacheln durch Ausbeulung oder bei nachschleppendem Hinterbein sowie bei unregelmäßigem Laufen ist der Tierarzt oder eine Igelstation aufzusuchen.Wenn der Igel über einen Zeitraum von einer Stunde frei und ungeschützt auf einer Stelle sitzt, kann man davon ausgehen, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Gefahrenquellen:

Im Garten können folgende Gefahren drohen:

  • Teich mit steilem Ufer (Absicherung durch Leistenbrett am Ufer),
  • Nicht aufgeräumte Chemikalien (z.B. offene Behälter),
  • Abbrennen von nicht gewendeten Reisighaufen,
  • Netze zum Abdecken von Beerensträuchern und Erdbeerpflanzen,
  • Grabegabel beim Umsetzen des Kompostes,
  • Großmaschiger Zaun,
  • Erdkuhle.

Der igelfreundliche Garten:

Herbizide und Pestizide, Schneckenkorn und Rattengift gehören nicht in einen igelfreundlichen Garten; das versteht sich von selbst. Aber auch Sauberkeitsfanatismus im Garten nimmt dem Igel den Lebensraum, weil er dadurch keine Nahrung und keinen Unterschlupf findet. Dies gilt besonders im Frühjahr, wenn bei den ersten Märzsonnenstrahlen der Garten "aufgeräumt" wird und winterschlafende Igel dadurch freigelegt werden.

Im Sinne der Igel eine Bitte an alle Gartenbesitzer:

Lassen Sie das Laub im Herbst und auch im Frühjahr unter den Bäumen, Sträuchern und Stauden liegen. Unter dem Laub halten sich Bodeninsekten versteckt, die Nahrung für die Vögel, aber besonders für unsere Igel sind. Außerdem wird es im Laufe des Sommers zersetzt und kommt damit den Pflanzen als Dünger zugute. Siehe hierzu unser Infoblatt "Der igelfreundliche Garten".

Bei nackter Erde im Garten verhungern die Igel !!!

Empfehlungen für ein Igel - Auswilderungsgehege

(von Andrea Fritsche)

Wozu ein Freigehege?

Es dient vor allem als temporäres "Trainingscamp" für Jungigel nach der Überwinterung in menschlicher Obhut, aber auch als "Winterquartier" für Altigel, die nicht mehr ausgesetzt werden können, da sie erst nach Wintereinbruch gesundet sind.

Es hat für Igel folgende Vorteile:

  • Erlernen von Nahrungssuche und Nestbau im natürlichen Umfeld,
  • Akklimatisation an Wetter und natürliche Umweltbedingungen,
  • Muskelaufbau durch größeren und variierenden Bewegungsraum,
  • Abstandgewinnen von menschlicher Obhut ("Verwildern").

Wo und wie wird es angelegt ?:

Die Gehegefläche sollte mindestens 4 qm pro Igel betragen, wobei ein Gehege nie groß genug sein kann !
Als Standort eignet sich ein geschützter, relativ ruhiger Platz, halb-sonnig / halb-schattig, nicht zu windig und am besten mit unterschiedlichem Bewuchs (z.B. Rasen, Beete mit Stauden, schutzgebende Büsche und schattenspendende Bäume), denn dann findet der Igel um so mehr natürliche Nahrung.

Die Umzäunung sollte mindestens 40 cm hoch sein und mindestens 10 cm tief eingegraben werden (Igel sind "Kletterkünstler" und "Buddelmeister" !) Als Material eignen sich z.B. 50 cm hohe Wellpolyesterbahnen, die als "Umkipp"-Verstärkung in ca. 1,50 m-Abständen (also z.B. jede 8. Welle) mit imprägnierten Holzlatten verschraubt werden oder 50 x 50 cm große Holzterrassenfliesen (ca. € 3,-- pro Stück), die einfach mit Holzleisten aneinander geschraubt werden.
Ungünstig sind Maschendrahtzäune, an denen der Igel sich leicht verletzen und außerdem daran hochklettern kann.

Die natürliche Ausstattung des Freigeheges kann individuell ergänzt werden, z.B. durch alte Baumwurzeln, -Stümpfe, und -Rinden (Totholz als Biotop für "Igel-Lebendnahrung"), sowie größere Feldsteine, Ziegelsteine, Dachpfannen und Reisig- oder Laubhaufen (darunter verbirgt sich gern "Gewürm" und auch der Igel !).

Stets Abstand zum Zaun halten, keine "Steighilfen" bieten ! Außerdem stellt man an geschützter Stelle ein Schlafhaus (Eingangsloch nach Süden oder Osten !) und ein Futterhäuschen, am besten auf Gartenplatten (Hygiene !!!) für den Igel hinein.

2-2002